Teil der Programmatik des Osthaus Museum ist die ständige Auseinandersetzung mit neusten Strömungen der Kunst. Diese Ausrichtung bezeichnet Museumsdirektor Tayfun Belgin auch als den "Folkwang Impuls" und spielt damit auf den Mäzen Karl Ernst Osthaus an. Dem war es nämlich schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Anliegen, neue künstlerische Impulse nach Hagen zu holen.
Osthaus lockte namhafte Architekten und Künstler nach Hagen und steckte viel Geld ins Hagener Folkwang Museum, um die Hagener ästhetisch zu erziehen und Schönheit in die Industriestadt zurückbringen. Nach Osthaus' Tod wurde die Sammlung an die Stadt Essen verkauft und zur Basis für das dortige Museum Folkwang.
Vom Folkwang Museum zum Osthaus Museum
Das Osthaus Museum in Hagen, als faszinierende Nachfolgeinstitution, hat seinen Sitz im ehemaligen Folkwang-Gebäude und präsentiert dort seit 1945 Kunstwerke der Klassischen Moderne sowie zeitgenössische Kunst. Der von Karl Ernst Osthaus beauftragte historistische Bau, entworfen von Carl Gérard, beherbergt diese eindrucksvolle Sammlung.
Die Innenausstattung im stilvollen Jugendstil, teils original von Henry van de Velde entworfen, verleiht dem Museum seinen einzigartigen Charme. Besucher können historische Elemente erleben, während sorgfältig rekonstruierte Bereiche die ursprüngliche Atmosphäre erlebbar machen. Ein Highlight ist der George Minne-Brunnen im Hauptsaal, eine Replik von Paul Kussmann, auf dessen Sitzflächen Besucher verweilen können.
Expressionismus und die Kunst nach 1945 bis in die Gegenwart
Der Fokus der Sammlung liegt auf dem Expressionismus sowie Kunstwerken von 1945 bis heute. Ein besonderer Raum ist Christian Rohlfs gewidmet, dessen Werke in großer Zahl im Museum vertreten sind. Dank seiner Arbeit inspirierte er auch Emil Schumacher, dessen eigenes Museum im benachbarten Gebäude beheimatet ist. Die rund 900 Rohlfs-Werke stehen im Christian Rohlfs-Archiv zur Verfügung. Regelmäßige Wechselausstellungen ergänzen die feste Sammlung und lenken den Blick vor allem auf zeitgenössische Kunst und junge Talente.
Selbst aktiv werden und eintauchen in die Geschichte
Das Junge Museum bietet für alle Altersgruppen auf 250 Quadratmetern Raum für Mit-Mach-Ausstellungen und interaktive Kunstaktionen. Ein besonderes Juwel ist Sigrid Sigurdssons Installation "Architektur der Erinnerung", ein lebendiges Archiv mit Zeitdokumenten, das zum Stöbern und Entdecken einlädt. Besucher sind eingeladen, mit persönlichen Geschichten das kollektive Gedächtnis zu erweitern.
Der Hohenhof, das ehemalige Wohnhaus von Karl Ernst Osthaus, bietet mit originaler Ausstattung einen Rückblick in die Lebenswelt des Namensgebers und rundet das kulturelle Erlebnis ab.