Der Frühling hat im Februar einen gewaltigen Frühstart hingelegt und dabei das Feuer der Radlerherzen genauso wuchtig entfacht, wie manch ein Grillmeister mit zu viel Spiritus die Grillsaison eröffnet hat. Auch wenn das Wetter diese Woche eine stürmische Abkühlung brachte, freut sich jeder Radelnde sicherlich genauso wie ich auf die startende Radsaison. Da mein Bahntrassen-Beitrag im letzten Jahr besonders häufig gelesen wurde, möchte ich auch zum diesjährigen Start in den Radfrühling fünf weitere Bahntrassen im Ruhrgebiet vorstellen – diesmal vielleicht nicht ganz so bekannt wie im letzten Jahr, dafür aber genauso fahrenswert und immer mit einem konkreten Tourenvorschlag im radrevier.ruhr!

Bahntrassenradeln im Ruhrgebiet! Ich verrate Euch 5 tolle Routen im radrevier.ruhr
Kein Autoverkehr, viel Radelspaß – Bahntrassen im radrevier.ruhr
Bahntrassenradeln im Ruhrgebiet wird immer beliebter. Das liegt natürlich an der Entspanntheit abseits des Straßenverkehrs. Ohne steile Anstiege geht es selbst durch hügeliges Gelände, denn die schwer beladenen Züge schafften damals ja auch keine starken Anstiege. Und Du gelangst direkt zu den Industriedenkmälern, die schließlich mal in ihrem vorherigen Leben direkt ans Schienennetz angebunden waren. Für uns Radelnde einfach ein wahrhaftiger Velotraum.
Die Bahntrassen, die ich Dir heute vorstellen möchte, sind alles interessante Nord-Süd-Verbindungen. Wer viel im Ruhrgebiet radelt, weiß, dass die Ost-West-Richtung spürbar besser ausgebaut ist und häufig mehrere Alternativen bietet. Daher eignen sich diese Bahntrassen gut, um sie in einen Rundkurs einzubinden. Ich starte im Westen und wandere dann in der Reihenfolge gen Osten, such Dir einfach die für Dich passendsten Bahntrassen für die nächste Tour aus!
Die Jacobibahn – über die alte Zechenbahn zur Halde Haniel
Die Jacobibahn ist die beste Verbindung, um mit dem Rad zur Halde Haniel zu gelangen. Sie ist eine der höchsten Halden, die für Radfahrende geöffnet ist und gehört zu den besten Aussichtspunkten im gesamten radrevier.ruhr. Mit dem Gasometer Oberhausen, dem Centro und der Zeche Osterfeld mit OLGA-Park liegen besonders viele Sehenswürdigkeiten an dieser ehemaligen Bahntrasse. Es gibt für Dich also links und rechts der Route genug zu erleben.

Auch der Pilgerweg des Bistum Essen verläuft über die Jacobibahn
Mit 6,7 Kilometern ist der Weg nicht lang. Im Bereich der früheren Zeche Jacobi existiert die Bahntrasse auch leider nicht mehr. Hier muss der heutige Golfplatz auf einem schmalen Waldpfad umfahren werden, das geht aber relativ gut (wobei breitere Reifen schon von Vorteil sind). Ansonsten fährst Du entspannt auf dem Bahndamm von Oberhausen nach Bottrop.
Für alle, die eine ordentliche Tagestour unternehmen wollen, bietet sich die Jacobibahn an, um von Oberhausen aus unsere RevierRoute „Landpartie“ zu erreichen. Hinter der Halde Haniel geht es vom Knotenpunkt 16 über die 17 zur 18, ab hier fährst Du auf der RevierRoute nach Hünxe und Dorsten.
Hugo-Bahn – Bergbautradition in Gelsenkirchen
Auch die Hugo-Bahn in Gelsenkirchen verknüpft den Rhein-Herne-Kanal mit einer Halde – in diesem Fall mit der Halde Rungenberg. Über 4,7 Kilometer führt die Bahntrasse zur ehemaligen Zeche Hugo. Das Fördergerüst steht noch und erinnert an die Ära des Steinkohlenbergbaus. Ganz in der Nähe zeigt „Das kleine Museum“ viele Andenken an die Bergbautradition in Gelsenkirchen. Natürlich lohnt sich auch die Auffahrt auf die Halde.

Der Biomasse-Park an der Zeche Hugo in Gelsenkirchen
Haldenfans, die nicht ganz so viel Wert auf perfekten Bodenbelag legen, können einen kleinen Rundkurs fahren und die „Brauker Alpen“ in die Tourenplanung mit einbeziehen. Von der Zeche Hugo führt der Weg dann zur Halde „Im Brauck“, dann vorbei an der großen Mottbruchhalde und Halde 22 hoch auf die kleine Halde 19, dann über die Schurenbachhalde zurück zum Ausgangspunkt. Diese Haldenrunde Brauker Alpen ist rund 27 Kilometer lang.
Allee des Wandels – entspanntes Radeln auf bestem Asphalt
Über 10 Kilometer Länge verläuft die Allee des Wandels von der Halde Hoheward in Herten in einem großen Bogen nach Westerholt. Sehenswert ist dabei vor allem das schöne Gelände der Zeche Schlägel & Eisen. Am Ende der Bahntrasse kann man durch ein wenig Stadtverkehr auch noch zur ehemaligen Zeche Westerholt fahren. Ein Abstecher ins Alte Dorf Westerholt lohnt sich ebenfalls.

Die Allee des Wandels an der Zeche Schlägel & Eisen © radrevier.ruhr / Ruhrgepixel
Der schnellste Weg zurück zum Ausgangspunkt führt über die Hertener Straße und weiter durch den Schlosspark Herten. Mit dem beeindruckenden Gelände der Zeche Ewald in Herten wird die Tour zu einer richtig schönen Zechentour im Ruhrgebiet.
Derzeit gibt es Planungen, dass der vorhandene Tunnel durch die Halde Hoheward als Radweg ausgebaut werden soll. Dies würde die Allee des Wandels nochmal besonders aufwerten. Es bleibt also spannend…
König-Ludwig-Trasse
Auch für mich etwas Neues – die 2018 ausgebaute König-Ludwig-Trasse. Sie führt derzeit auf 8,8 Kilometern Länge vom Rhein-Herne-Kanal durch Recklinghausen-Suderwich und endet derzeit gefühlt im Nirgendwo. Dafür bietet der Bahntrassenradweg besten Radgenuss und gehört für mich zu den attraktivsten und zugleich „ehrlichsten“ Bahntrassen im Ruhrgebiet. Am Startort am Kanal erklären spannende Infotafeln die Geschichte des Hafens und der König-Ludwig-Trasse.

Hinweistafeln am Start erzählen die Geschichte der König-Ludwig-Trasse
Zunächst ist die Wegequalität noch ausbaufähig, später fahre ich aber auf bestem Asphalt. Dabei passiere ich immer wieder interessante Bergbau-Exponate. Die Trasse verläuft vorbei an den Zechengeländen von König-Ludwig I/II und IV/V und weiteren Relikten des Industriezeitalters wie der Fabrik „Waggonbau Heinrich Wilhelm“. Auch aktive Betriebe liegen hin und wieder noch am Wegesrand. Alles ist nicht ganz so rausgeputzt, stattdessen erlebe ich das typische, ehrliche Ruhrgebiet. Für mich springt die König-Ludwig-Trasse grade auf Platz 1 meiner Lieblingsbahntrassen im radrevier.ruhr.

Tolle Bergbau-Exponate stehen immer wieder am Wegesrand der König-Ludwig-Trasse
Wer Weiterradeln möchte, kann über Feldwege zum Schiffshebewerk Henrichenburg gelangen, das natürlich ein besonderes Schmuckstück ist. Von dort geht’s über den Emscher Weg zurück zum Ausgangsort. So wird die Tour zu einem 24 Kilometer langen Rundkurs. Oder Ihr kürzt so wie ich ab und fahrt direkt zur Emscher.
Auch die König-Ludwig-Trasse soll noch weitergebaut werden. Wenn alles gut geht, können wir uns dann auf eine schöne Verbindung hoch in das riesige Waldgebiet der Haard freuen.
Die ehemalige Klöcknerbahn – Bahntrassenradeln im östlichen Ruhrgebiet
Im östlichen radrevier.ruhr gehört die Klöcknerbahn zu den wichtigsten Bahntrassenradwegen. Die Tour ist 13,3 Kilometer lang und verläuft von Bönen nach Bergkamen. Als Startort empfiehlt sich die Zeche Königsborn. Von hier geht es über den Max-von-der-Grün-Weg nach Heeren. Hier verläuft der Weg teilweise abseits der eigentlichen Bahntrasse. Richtung Norden verläuft der Weg dann wieder als klassischer Bahntrassenradweg über die Seseke hinweg und an der A2 vorbei bis nach Bergkamen.

Die Zeche Königsborn in Bönen
Nördlich von Overberge endet die Klöcknerbahn, jedoch geht der Weg als Zechenbahn weiter bis zum Datteln-Hamm-Kanal und über die Lippe bis nach Stockum. Als Tagestour empfehle ich aber eine Acht aus Klöcknerbahn – Datteln-Hamm-Kanal – Sesekeweg, die 44 Kilometer lang ist. Teile der Klöcknerbahn sind auch in unserer RevierRoute „Elefantenrunde“ dabei.
Und jetzt „Abschalten“ und rauf aufs Rad
Ich hoffe, dass Dir diese Bahntrassen und Tourentipps ein paar Inspirationen für Deine nächsten Radtouren gegeben haben. Weitere Tourentipps findest Du in unserem neuen Tourenheft „RevierRouten“ oder in unserer Radkarte im Maßstab 1:100.000. Ein Infopaket könnt Ihr kostenlos auf der Webseite vom radrevier.ruhr bestellen, damit seid Ihr dann bestens zum Start in die Radsaison ausgerüstet. Und jetzt seht zu, dass Ihr schnellstens aufs Rad kommt. Das radrevier.ruhr will schließlich entdeckt werden!